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3D-Druck Tipps für Anfänger (2018)

Auch wenn ich in diesem Blog mit dem Umbau auf ein neues Mainboard und andere Treiber eine ziemlich tiefgreifende Modifikation für meinen Drucker vorgestellt habe, möchte ich an dieser Stelle einmal ein paar Worte an Neulinge im 3D Druck richten, wie ich vor kurzem auch noch einer war: Lasst euch von all dem, was in den Foren und Gruppen so tagtäglich geschrieben wird nicht verrückt machen. Auch ein günstiger chinesischer 3D Drucker liefert oftmals schon im Auslieferungszustand anständige Ergebnisse. Leider bekommt man oft mit, dass Einsteiger direkt nach dem Auspacken schon alle möglichen Mods planen, ohne sich zunächst mit ihrem Drucker im Originalzustand auseinandergesetzt zu haben.

Das Ergebnis sind dann oftmals Drucke, die schlimmer aussehen, als was der Drucker ohne Mods produziert hätte und Probleme, die man sich hätte sparen können. Ich sage nicht, dass es nicht sinnvoll ist, den Drucker anzupassen, zu erweitern und Schwachstellen auszubessern. Aber lasst euch nicht von anderen diktieren, was diese Schwachstellen sind. Macht eure eigenen Erfahrungen und findet raus, was euer Drucker kann und was er (noch) nicht kann. So lernt ihr das Thema 3D Druck intensiver kennen und lernt viel mehr, als wenn ihr nur nachbaut, was andere vorbauen.

Mein Kumpel Flo hat seinen Tornado etwa genau so lange wie ich und auch er hat schon einiges umgebaut. Wie ich hat er dabei aber auch gelernt, dass Modifikationen manchmal zu Rückschritten in der Druckqualität führen oder zu neuen Problemen führen – sei es weil eine bisher unentdeckte Schwachstelle nun stärker hervortritt oder weil man durch Unachtsamkeit ein Teil beschädigt hat. Aus diesem Grund hat er einen kleinen Guide für Beginner verfasst, den ich an dieser Stelle einfach so zitieren möchte.

Ich würde, wenn ich das Ganze noch einmal machen würde, folgendermaßen vorgehen:

Als erstes Drucker nach Anleitung zusammenbauen und alle Schrauben, Lager etc. auf Festigkeit und Gängigkeit überprüfen. Danach das Bett einstellen und über alle 4 Ecken leveln. Nicht vergessen, auch in der Mitte des Betts zu prüfen, ob es passt und ggf. nachjustieren.

Wenn das alles gut ist, sollte die Einstellung des Extruders überprüft werden. Der Standardwert für die Steps/mm sollte eigentlich passen, da er durch die Beschaffenheit des Extruders mechanisch eigentlich vorgegeben ist. Leichte Abweichungen sind aber möglich. Wie die Kalibrierung genau abläuft ist z.B. bei PlastikJunkies.de schon sehr gut beschrieben.

Anmerkung: Wenn die bei der Kalibrierung errechneten Werte zu stark vom Ursprünglichen Wert abweichen, dann mag das Einstellen auf einen sehr viel höheren Wert zwar Abhilfe schaffen, du solltest aber wissen, dass vermutlich ein Problem mit dem Drucker besteht, da die eigentliche Zahl der Steps/mm – wie gesagt – eigentlich mechanisch vorgegeben ist. Mögliche Ursachen für starke Abweichungen (>25) könnten z.B. mechanische Probleme sein, wie ein zu locker greifender Extruder oder zu viel Widerstand im Bowden-Tube oder im Hotend oder auch Softwareprobleme. So habe ich schon Marlin Versionen für den Tevo Tornado gesehen, die auf 3mm Filament voreingestellt waren, dass dann mit fast halb so dickem 1,75mm Filament zu wenig gefördert wird, liegt wohl auf der Hand. Weiter im Text:

Nach der Prüfung und ggf. Kalibrierung des Extruders würde ich einen simplen 20x20x20 mm Würfel (XYZ Calibration Cube) drucken. Wenn der Würfel fertig ist, mit einem Messschieber alle Seiten ausmessen. Die Maße des gedruckten Würfels sollten dem gewünschten Kantenmaß von 20mm sehr nahe kommen. Oftmals liest man an dieser Stelle davon, nun auch die Steps/mm der jeweiligen Achsen gemäß den gemessenen Abweichungen zu kalibrieren, doch auch hier gilt, dass dieser Wert durch die Zahl der Zähne an den Antrieben der Achsen vorgegeben ist und Abweichungen eher andere Ursachen haben, als falsche Steps/mm. Wenn dein Würfel also nicht gerade 22x18x24 mm misst, solltest du hier zunächst nichts verstellen. Für Feintuning ist später noch Zeit und hochpräzise Teile mit kleinsten Toleranzen solltest du aus einem FDM Drucker eh nicht erwarten.

Jetzt hast du also erste Ergebnisse in der Hand und wenn nichts grundlegend defekt ist, druckt der Drucker schon einmal sehr gut. Jetzt kannst du z.B. einen Heat-Tower drucken um die ideale Temperatur für dein Filament zu bestimmen (Viele machen das übrigens mit jedem neuen Filament).

Wenn die perfekte Drucktemperatur bestimmt ist, starte den Slicer deiner Wahl und such dir ein passendes Profil für deinen Drucker. Du kannst auch von Null beginnen, je nach Slicer kann das aber mal mehr oder weniger Arbeit und Anpassungen bedeuten. So liefert Cura mit guten Einstellungen sehr respektable Ergebnisse, ist von Haus aus aber für viele Drucker viel zu schnell unterwegs. Fängst du also mit einem eigenen, neun Profil an, achte auf die Einstellungen für Druckgeschwindigkeit (Speed), Beschleunigung (Acceleartion) und Ruck (Jerk) und setze sie – zumindest in Cura – etwas niedriger an, als der Slicer vorgibt. Wenn du erste Erfahrungen gemacht hast, kannst du diese Werte später immer noch schrittweise wieder erhöhen. Trage in deinem Profil außerdem die zuvor ermittelte Temperatur für das Hotend ein und prüfe den voreingestellten Filament-Durchmesser. Standard sollten 1,75mm sein. Je nach Qualität kann ein Filament aber größere oder kleinere Abweichungen haben. Sollten diese zu groß und vielleicht über einige Meter der Rolle unterschiedlich sein, trage den Durchschnitt mehrerer Messungen als Dicke ein. Stellst du fest, dass dein Filament extrem nach oben oder unten in der Dicke abweicht, reklamiere die Rolle, denn sonst bekommst du Probleme beim Druck: Zu dickes Filament kann die Nozzle verstopfen, zu dünnes liefert schlechte Ergebnisse mit zu wenig Material.

Nun bist du bereit, für die ersten Funktionalen Drucke. Ich würde dann als Nächstes eine Zugentlastung für das Heizbett drucken, sofern dein Drucker keine hat. Der Tevo Tornado z.B. hat ein 220V Bett ohne Zugentlastung. Bricht hier ein Kabel oder reißt ab, kann das unter Umständen lebensgefährlich sein. Ein weiterer praktischer Druck ist ein passender Filament- oder Spulenhalter, da der bei einigen Druckern nicht zum Lieferumfang gehört.

Hebe alle deine ersten Drucke gut auf, dann hast du immer einen Vergleich wie dein Drucker am Anfang gedruckt hat und bringt dich nicht auf die Idee gewisse Fehler auf die Hardware zu schieben.

Jetzt kannst du anfangen mit Einstellungen im Slicer zu experimentieren und mit einigen Werten zu spielen, um vielleicht noch etwas mehr aus deinem Drucker herauszuholen. Oder halt einfach alles so lassen, wie es ist und DRUCKEN.

Dem kann ich mich nur anschließen: Es wird immer etwas zu probieren geben und immer wirst du neue Dinge sehen, die du auch probieren und verändern willst. Aber achte dabei darauf, dass du z.B. ältere Profile deines Slicers behälst um später ggf. darauf zurückgreifen zu können, wenn doch mal eine Einstellung in die Hose gegangen ist. Du solltest auch wissen, dass mit einer Einstellung nicht jedes Modell gleich gut gedruckt werden kann. Einen einfachen Würfel hinzubekommen ist nicht schwer, die gleichen Einstellungen können aber bei komplexen, organischen Modellen furchtbare Ergebnisse bringen. Daher: Experimentiere, aber sei bereit auch wieder einen Schritt zurück zu machen. Gehe niemals zu viele Schritte auf einmal, sondern taste dich langsam voran und: Beteilige dich in Communities, denn von ihrem Geist lebt der 3D Druck und dort findest du viele Profis und versierte Drucker, die ihr Wissen gern teilen.

Ich hoffe dieser Beitrag hilft dir beim Einstieg in den 3D Druck und du hast viel Spaß mit deinem neuen Hobby. Wenn du noch weitere Tipps hast, teile sie gern mit uns in den Kommentaren.

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